Die Geschichte der Kirchengemeinde |
Die erste überlieferte Erwähnung von Hüttenfeld als Ansiedlung stammt aus dem Jahr 1629. Damals hies der Ort noch Lampertheimer Hütte.
Davor hatte es an dieser Stelle nur Wald, Moor und die ungehemmt dahinfließende Weschnitz gegeben. Als der Niedrigwald abgeholzt, die Weschnitz eingedämmt und die Gegend trockengelegt war, wurde sie von den umliegenden Orten als Weide benutzt. Es entstanden erste Lehmhütten für die Schäfer. Teilweise wurde aus den Wiesen auch anbaufähige Äcker, der Tabak- und Hopfenanbau begann. 1728 wurde ein herrschaftliches Seewirtshaus errichtet; um 1810 herum lebten auf der Lampertheimer Hütte 21 Personen, alle evangelisch. Es waren zwei ständige Tagelöhner und ein Waldschütze mit ihren Familien. Dem damaligen Pächter der Lampertheimer Hütte und Zollerheber wurde im Jahr der Namensänderung, die unter dem Datum 20. Juli 1813 in das Großherzog Königliche Register von Hessen eingetragen ist, auch das Amt des Stabhalters übertragen.
Die ersten Häuser des Ortes standen auf einer kleinen Kuppe im Bereich der heutigen Alfred-Delp-Straße. Westlich von Hüttenfeld lag der künstlich angelegte Lampertheimer See, der vor allem der Versorgung des nahe gelegenen Jagdschlosses Neuschloß mit Fischen diente.
Mitten durch Hüttenfeld ging die Grenze zwischen Hessen und Baden - zunächst nur ein Umstand, später ein Anachronismus, der erst 1983 beseitigt wurde.
Zu Beginn der 19. Jahrhunderts ließen sich die ersten Siedler, Valentin Jakob, Nikolaus Hamm, Johann Walter und Anton Rößling auf der Lampertheimer Seewiese nieder. Jetzt vergrößerte sich Hüttenfeld rasch; nach 40 Jahren wird es bereits von 68 Familien mit 276 Seelen bewohnt; die Mehrzahl davon evangelisch (169) und 101 Katholiken.
Der Bau des Schlosses Rennhof im Jahr 1853 und der Untergang des nördlich von Hüttenfeld gelegenen Dorfes Seehof im Jahre 1855 führte zu einem weiteren Bevölkerungzuwachs. Viele der Hüttenfelder verdingten sich als Knechte und Mägde auf dem Schloss bzw. dem Hofgut Rennhof.
Eine erste verlässliche Zählung, in der auch die Religionszugehörigkeit der Bewohner festgehalten wurde, liegt vom Stichtag 17.8.1924 vor; auf einer nach Straßen sortierten Einwohnerliste sind von insgesamt 496 Hüttenfeldern 365 evangelisch und 131 katholisch - etwas anderes gab es auf dem Land damals noch nicht (!); dazu zählten auch die 34 Evangelischen und 4 Katholiken, die auf badischem Gelände bzw. auf dem Schloss und Hofgut Rennhof lebten.
Die schulische Versorgung, im 19. Jahrhundert noch eine Sache der Kirche, wurde zunächst aus dem Badischen übernommen. Die vom Hofgut Rennhof organisierten Privatlehrer wurden zumeist auch von den Hüttenfeldern für ihre Kinder angestellt.
Der erste war von 1810 - 1816 Johann Stelz, ein ehemaliger Soldat der KuK-Tuppen. Vor ihm gab es nur die sog. Winterlehrer; im Sommer arbeiteten die Kinder mit auf dem Feld. Nach dem Weggang von Johann Stelz war die Hüttenfelder Schule zunächst sich selbst überlassen; Pfarrer Hepp war vom Lampertheimer Kirchenschulrat befähigt worden, diese von Zeit zu Zeit zu visitieren und über den Befund zu berichten.
Kirchlich gehörte Hüttenfeld damals zu dem 9 km entfernten Lampertheim; doch die Hüttenfelder gingen oder fuhren - wenn überhaupt - meist nur an hohen Feiertagen dorthin. Das veranlasste den Lampertheimer Pfarrer Ditmer, am 24. August 1851 nach Hüttenfeld zu kommen. Auf dem mit Sand eingeebneten und mit Blumen geschmückten Schulgarten hatte man Tische und Bänke und eine Kanzel (die die Lampertheimer bezahlt hatten) aufgestellt; so begann um 11:00 Uhr an diesem Tag der erste öffentliche Gottesdienst in Hüttenfeld. Sämtliche Evangelische und viele Katholiken des Ortes nahmen daran teil.
In den Annalen wird dazu überliefert: Der Pfarrer hofft zu Gott, dass diese Feier nicht ohne Segen für die kirchlich verwilderten und dadurch schon ziehmlich dem Materialismus verfallenen Hüttenfelder sein werde. Tröstet ihn der Herr, Leben, Gesundheit und Kraft, so gedenkt er des angefangenen Werkes fortzusetzen und für die Zukunft einige Male im Lauf des Jahres in Hüttenfeld Gottesdienst zu halten. Zu diesem Zwecke wurde auch die Kanzel aufbewahrt.
Aus dem Vorhaben wurde jedoch nichts; Wind und Wetter, Sturm und Frost machten dem gutwilligen Pfarrer immer wieder einen Strich durch die Rechnung und weitere "Freiluftgottesdienste" zunichte.
Im März 1852 kam der Rennhof in den Besitz des Baron und Bankiers Meyer zu Rotschild. Dieser ließ darauf ein Schloss erbauen, in dem er selbst nie wohnte.
Mit dem Gartensaal des Schlosses hatte man endlich einen Raum, in dem am 4.5.1869 nach 6 Jahren Pause wieder ein Gottesdienst gehalten wurde. Nicht alle Hüttenfelder waren damit einverstanden - in den"Judentempel" wollten sie zunächst nicht gehen, kamen dann aber doch; ein Abendmahl fand jedoch ob der Aufregung nicht statt. Aber auch hier fand man keine bleibende und beständige Stätte für regelmäßigen Gottesdienste; ein über den Gottesdienst hinausgehendes weiteres Gemeindeleben gab es eh nicht.
Im Jahre 1887 war es Pfarrer Theoder Wahl aus Lampertheim, der die Hüttenfelder zum Bau eines eigenen Betsaales ermunterte. Im Gartensaal des Schlosses, das inzwischen der Prinz von Löwenstein auf Langental gekauft hatte, wurde auf Anordnung des Hausherrn und von diesem finanziert der Betsaal neu eingerichtet und am 15. Oktober 1889 mit einem Gottesdienst eingeweiht. Mit der Einweihungskollekte und weiteren Spenden wurde ein Harmonium angeschafft.
Auch nach dem Erwerb des Schlosses durch den Freiherrn Max von Heyl zu Herrnsheim im Jahre 1916 konnte der Betsaal weiter benutzt werden, obwohl der Besitzer nun selbst vor Ort wohnte.
Auf Dauer konnte allerdings auch dieser Raum der Hüttenfelder Gemeinde nicht genügen: Er musste selbst unterhalten werden, wurde dennoch auch noch anderweitig vergeben und die Getreidespeicher darüber lockten Mäuse an, so dass es während des Gottesdienstes oft zu unliebsamen Überraschungen kam. Dazu kam der Umstand, dass die etwa 150 Katholiken von Hüttenfeld längst ihre eigene Kapelle hatten.
Wie es letztendlich zum Bau der Gustav-Adolf-Kirche kam, das lesen sie hier.
Der Bau der Kirche hatte für die Entwicklung der Gemeinde ausschlaggebende Bedeutung. Zwar fehlten nach der Fertigstellung noch immer Gemeinderäume für "Sonstiges", aber mit der Kirche wurde auch gleichzeitig der sich anschließende Kindergarten und die darüber liegende Wohnung für die Gemeindeschwester geschaffen. Bereits am 1.4.1923 hatte man nämlich in einer Holzbaracke und beschränkter Mansardenwohnung die Schwesternstation zur Pflege der Kranken und Kleinkinder eingerichtet.
Um den Kirchenbau überhaupt zu ermöglichen, sprich zu finanzieren, hatte sich die Hüttenfelder Gemeinde von Lampertheim getrennt und wurde ab dem 1.10.1915 von Viernheim aus pastorisiert. Am 1.4.1919 wurde man selbständig, damit zur Diasporagemeinde und zur Pflegegemeinde des Gustav-Adolf-Werkes. Man begann auf das große Projekt hin zu sparen, doch alles Geld verfiel 1923 mit der Entwertung.
Die nächsten Jahre waren trotzdem voll dem Bau der neuen Kirche gewidmet, die Anstrengungen wurden noch intensiviert. Der Grundstein wurde am 25.10.1924 unter dem Altar eingemauert, ein Jahr später, am 12. Juli 1925, die neue Kirche eingeweiht.
In der folgenden Zeit konnte man erleben, wie die neue Kirche das Gemeindeleben bereicherte. Statt der bisher zwei gab es nun drei Gottesdienste im Monat, der dritte war im Sommer ein Früh- und im Winter ein Abendgottesdienst.; es kamen Prediger von außerhalb und im Oktober 1925 fand ein großes Jugendtreffen für das ganze Dekanat Zwingenberg in Hüttenfeld statt. Der hessische Kirchenbauverein hielt seine Generalversammlung in Hüttenfeld ab. Auch ein Kirchengesangsverein gegründete sich.
Für die Jahre 1926 -1931 berichtet der Chronist eher über weltliche Dinge (Naturkatasrophen, strenge Winter, Inflation) oder den gemeindlichen Alltag (Versammlungen der Frauenhilfe, neue Verteilung der Schuferien; Beinbruch der Gemeindeschwester oder Gemeindeausflüge). Hervorzuheben sei vielleicht die Schul- und Kirchenvisitation im Jahre 1928 und der ausführliche Bericht über den vergeblichen Versuch einer Wormser Glaubensbrüderschaft, in Hüttenfeld Fuß zu fassen.
Ab 1932 wird es dann politsch, was auch an der Hüttenfelder Gemeinde nicht spurlos vorbei ging. Die allgemeine Notlage wirkte sich zwar nicht auf die Kirchensteuer, dafür aber auf die Spendenbereitschaft und die sonntägliche Kollekte aus.
Die Veränderung der politschen Verhältnisse ab Januar 1933 schlugen bis in die Gemeinde durch, auch wenn der Chronist vermerkte: Die 'deutschen Christen' fanden hier keinen Eingang; und an anderer Stelle weiter: Das gottesdienstliche Leben hatte keinen Gewinn von der Bewegung. Der bodenständige, starkarmige Bauer lässt sich so leicht nicht erschüttern.
1934 beklagt er vor allem die Tatsache, dass der Besuch des Gottesdienstes unter der Beanspruchung durch die Unterorganisationen der NSDAP am Sonntag sehr leide; daneben erschüttere die Führung außerhalb der Schule die Führung innerhalb der Schule und ihre Autorität.
Um nicht gar zu ausführlich zu werden, überspringen wir an dieser Stelle die Ereignisse der nächsten 10 Jahre; viel wurde und wird darüber an anderer Stelle geschrieben, und auch die Kirchengemeinde Hüttenfeld bildete in dieser grauenhaften Zeit keine Insel der Glückseligen.
Erwähnt sei vielleicht: Auch einige aus unserer Gemeinde haben ihr Leben lassen müssen "für Volk und Vaterland". Man hat ihnen Kreuze mit ihren Namen gewidmet und sie in der Kirche über der Wand zum angrenzenden Kindergarten aufgehängt; erst mit der Renovierung der Kirche in den 60er Jahren wurden sie wieder abgenommen.
Nach dem Krieg fing - wie an anderen Orten auch - so vieles neu oder wieder an. Man wollte nicht verdrängen oder vergessen, aber ein Gemeindeleben braucht Ziele, Inhalte und (neue) Strukturen.
Der Kirchenchor der Gemeinde gründete sich 1948 neu, und ab 1949 wurde der Kirchenvorstand alle sechs Jahre neu gewählt.
Bereits vor der ersten Wahl 1949 wurde ein junger Mann in den Kirchenvorstand berufen, der die Geschicke der Gemeinde auf Jahre hinaus entscheidend beeinflussen und lenken sollte. Ewald Ehret, damals schon Organist, Sänger und Vizechorleiter der Kirchenchores. Über 50 Jahre gehörte er dem KV an - lange auch als dessen Vorsitzender, bevor er 1997 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl antrat. Über 50 Jahre war er auch für die Kollektenkasse und damit für die Finanzen der Gemeinde verantwortlich.